Sufi-Symbolik

Dr. Alireza Nurbakhsh

December 27, 2024

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In der Sufi-Dichtung, insbesondere in den Werken von Rumi und Hafiz, ruft die Verwendung scheinbar ekstatischer Symbole wie Wein, Trunkenheit und Tavernen das Gefühl des Rausches hervor. Während diese Begriffe auf den ersten Blick Hedonismus und Chaos nahelegen, stehen sie in Wirklichkeit für eine tiefere spirituelle Reise. 

Der Sufismus betont die Erfahrung göttlicher Liebe, die einen Zustand der Selbstlosigkeit hervorrufen kann, der dem Rausch ähnelt. Aber nur in der Erfahrung der göttlichen Liebe transzendiert das Individuum sein Ego und erfährt eine tiefe Verbindung zu etwas Größerem. 

Durch die Verwendung der Sprache des Rausches schufen die Sufi-Dichter einen nachvollziehbaren Rahmen für Leser und Leserinnen, die der göttlichen Liebe vielleicht nicht direkt begegnet sind. Diese Metapher ermöglicht es ihnen, die ekstatischen und befreienden Aspekte der Spiritualität auf eine Weise zu erschließen, die in allgemeinen menschlichen Erfahrungen Widerhall findet. Also dient die Symbolik in der Sufi-Poesie dazu, die Kluft zwischen dem Weltlichen und dem Mystischen zu überbrücken. 

In der Sufi-Poesie steht der Wein beispielsweise für die berauschende Erfahrung einer Begegnung mit Schönheit, die oft von der oder dem Geliebten verkörpert wird. Diese Begegnung löst einen tiefen Zustand der Liebe und des spirituellen Erwachens aus. Um diesen „Wein“ zu erleben, muss man eine innere Bereitschaft kultivieren. Die Reise beginnt mit Güte und Mitgefühl anderen gegenüber.

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