
Nimatullahi Sufi-Orden
Sufismus ist eine spirituelle Reise zur Wahrheit durch Liebe, Hingabe und Dienst, basierend auf der Einheit aller Wesen.
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Die Beziehung zwischen Meister und Schüler/in beruht auf drei Prinzipien:
1. Die Hingabe (eradat) von Schüler oder Schülerin an den Meister,
2. Der zekr, den der Meister dem oder der Schüler/in eingibt, und
3. Die Aufmerksamkeit (nazar) des Meisters gegenüber dem oder der Schüler/in.
Jede Person möchte einen vollkommenen Menschen finden, mit dem sie in Handeln, Sprechen und Denken in Einklang kommen kann. Das heißt, dass alle Menschen, ob sie es wissen oder nicht, die menschliche Vollkommenheit anstreben und eine Lehrerin finden wollen, die sie dorthin führt.
Auf der Suche nach dem Weg zur Vollkommenheit kann der Mensch einem Meister begegnen und ihn mit Leib und Seele als Wegweiser und Lehrer annehmen. Wenn man einen solchen Meister findet, gibt man sich ihm hin, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Die Hingabe an einen Meister kann mit dem Weinen eines Babys nach der Milch seiner Mutter verglichen werden. Wenn ein Baby aus Hunger schreit, wird instinktiv Muttermilch in der Brust produziert, die die Mutter dem Baby zum Saugen in den Mund legt. Die Situation von Schüler*innen in Bezug auf einen Meister ist ähnlich: Indem eine Schülerin ihre Hingabe zum Ausdruck bringt, zieht sie ganz natürlich die Aufmerksamkeit des Meisters auf sich, so dass der Meister sie mit der Milch der spirituellen Erkenntnisse und Realitäten füttern und ihren Durst auf der Suche nach der Wirklichkeit stillen kann.
Wie Rumi sagt:
Die Wolke muss weinen, damit die Wiese lächeln kann
Das Kind muss weinen, damit die Milch fließen kann.
Die Hingabe an einen Meister dient auch dazu, die Schülerin von der Selbstliebe zur Liebe zu einem anderen zu führen; und die Selbstliebe ist ein großes Hindernis für die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Wie der Dichter sagt:
Sei nicht wie ein Hund, der sich mit Fressen und Schlafen begnügt;
Richte deine Liebe auf einen anderen, und sei es nur eine Katze.
Natürlich muss der Meister hierbei vollkommen sein, um diese Liebe zu einem anderen in die Liebe zu Gott zu verwandeln, denn wenn er nicht vollkommen ist, wird sich ein Schleier zwischen die Schülerin und Gott senken, und die Schülerin wird der Anbetung eines Individuums zum Opfer fallen, was wiederum nur eine Form der Selbstanbetung ist.
Folgendes ist über den Zekr, den ein Meister seinem Schüler eingibt, zu bemerken:
Erstens wird durch den Zekr die Aufmerksamkeit des Schülers allmählich vom Bewusstsein des Selbsts weg und hin zum Gottesbewusstsein gelenkt. So wendet er sich von der Selbstanbetung und der Aufmerksamkeit für sich selbst ab. Mit den Worten des Dichters:
Ich stellte mir Dich so sehr vor, dass ich ganz zu Dir wurde;
Nach und nach kamst Du näher, und Stück für Stück ging ich fort.
Zweitens hilft der Zekr dabei, eine spirituelle Beziehung und Bindung zum Meister aufzubauen, die es dem Schüler ermöglicht, Hingabe an den Meister zu entwickeln und zu stärken.
Drittens lenkt der Schüler durch den Zekr die innerliche Aufmerksamkeit des Meisters auf sich und zieht das unterstützende Streben (hemmat) des Meisters an.
Viertens: Durch die Verbindung des Zekr wird der Schüler schließlich eins mit dem Meister und es entsteht eine Einheit zwischen ihnen.
Die spirituelle Aufmerksamkeit (nazar) des Meisters ist die Grundlage des Pfades. Wie bereits erwähnt, dient die Hingabe und Beharrlichkeit der Schülerin im Zekr dazu, die Aufmerksamkeit des Meisters auf sich zu ziehen, was wiederum Gottes Gunst auf die Schülerin lenkt. Wie der Dichter sagt:
Vierzig Klausuren, vierzig Klausuren, o vierzig Klausuren!
Ein Blick der Aufmerksamkeit des Meisters
ist hundert Klausuren wert.
Wenn die Aufmerksamkeit eines vollkommenen Meisters den Zekr nicht begleitet, wenn er eingeprägt wird, wird der Zekr keine Früchte tragen. Die Aufmerksamkeit des Meisters beim Zekr ist so wichtig, dass jedes Wort, das von der Aufmerksamkeit des Meisters begleitet wird, während es dem Schüler oder der Schülerin eingegeben wird, tatsächlich als Reinigung des Schülers oder der Schülerin wirkt – selbst wenn ein solches Wort kein Name Gottes ist.
Die folgende Geschichte veranschaulicht diesen Punkt:
Als Moshtaq 'Ali Shah Esfahani sich in Kerman aufhielt, war er Gegenstand der Eifersucht des exoterischen Klerus, der eine Prostituierte bezahlte, um ihn zu verführen. Sie ging zu Moshtaq und begann mit ihm zu flirten, in der Hoffnung, ihn auf Abwege zu führen. Je mehr Moshtaq sich entzog, desto hartnäckiger wurde die Frau, bis er schließlich befahl: „Raus, du Hure!“ Da Moshtaq diese Worte mit seiner geistigen Aufmerksamkeit begleitete, um ihren Zustand zu verbessern, berührten sie ihr Herz. Als sie nach Hause ging, wurden die Worte „Verschwinde, du Hure!“ zu ihrem Zekr. Sie wiederholte die Worte immer wieder, gab die Prostitution auf und wurde schließlich eine Freundin Gottes (wali).
