Ein Sufi-Meister dient als spiritueller Wegweiser auf dem Pfad der Wahrheit und als Lehrer der göttlichen Ethik.

Sufi-Meister

Ein Sufi-Meister dient als spiritueller Wegweiser auf dem Pfad der Wahrheit und als Lehrer der göttlichen Ethik. Um diese Rolle übernehmen zu können, muss die Person eine strenge spirituelle Ausbildung unter der Leitung eines vollendeten Meisters erhalten haben. Diese Ausbildung beinhaltet das Durchlaufen der verschiedenen Stadien der Selbstreinigung, der spirituellen Armut und der Auslöschung des Egos (fana).

Der Meister muss eine tiefgreifende Erkenntnis vom Einssein aller Existenz erlangt haben, eine Erfahrung, die eine unerschütterliche Fähigkeit zu bedingungsloser Liebe und Mitgefühl gegenüber allen Wesen fördert. Ein solcher Mensch verfügt nicht bloß über theoretisches Wissen, sondern verkörpert Weisheit durch direkte Erfahrung und dient als lebendiges Beispiel für die Prinzipien des Sufismus.

Ein wahrer Sufi-Meister zeichnet sich nicht nur durch seine spirituelle Erleuchtung aus, sondern auch durch seine moralische Integrität, seine Bescheidenheit und seine unerschütterliche Hingabe an den Dienst. Der Meister hilft den Suchenden, auf dem inneren Weg die richtigen Richtungen einzuschlagen, indem er eine Anleitung in spirituellen Praktiken und ethischem Verhalten anbietet. Der Meister stärkt ein Gefühl der Einheit und Brüderlichkeit unter den Suchenden und fördert ein Umfeld der Liebe und gegenseitiger Unterstützung. Ein wahrer Sufi-Meister hat sich dem Dienst an der Menschheit verschrieben und legt Wert auf selbstloses Handeln und Mitgefühl für die Bedürftigen.

Dr. Alireza Nurbakhsh

Derzeitiger Meister des Nimatullahi-Sufi-Ordens

Dr. Alireza Nurbakhsh ist der aktuelle Meister des Nimatullahi-Sufi-Ordens. Mit dem Tod seines Vaters, Dr. Javad Nurbakhsh, übernahm er am 10. Oktober 2008 auf den auch schriftlich geäußerten Wunsch seines Vaters die Position des Meisters im Nimatullahi-Sufi-Orden. Sein Sufi-Name ist Reza Ali Schah. Unter seiner Leitung hat der Orden seine Wohltätigkeitsinitiativen ausgeweitet und in jedem Zentrum Programme zur Unterstützung sozialer und wirtschaftlicher Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinschaften eingerichtet. Er wohnt derzeit in London, England.

Alireza Nurbakhsh wurde am 12. August 1955 in einer kleinen Stadt in der Nähe von Bam im Iran geboren. Im Alter von zwei Jahren zog er mit seinen Eltern nach Teheran. Dort lebte er in der Khaniqah (dem Sufihaus) in Teheran, bis er 1977 den Iran verließ. 1988 erlangte er an der Universität von Wisconsin in Madison seinen Doktortitel in Philosophie.

Während seiner Kindheit und Jugend in der Teheraner Khaniqah lernte Alireza Nurbakhsh unter der Leitung seines Vaters und der Unterweisung von Herrn Kobari, einer der hingebungsvollen Schüler seines Vaters, die Sitten und die Etikette der khorasanischen Tradition der Ritterlichkeit (javanmardi). Mit 18 Jahren wurde er formal initiiert.

Auf Wunsch seines Vaters zog Alireza Nurbakhsh nach dem Erhalt seines Doktortitels in die Khaniqah in London und begann mit der Publikation des SUFI-Magazins auf Englisch und Persisch. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Herausgeber übernahm Herr Nurbakhsh immer mehr Verantwortung in der Londoner Khaniqah und wurde schließlich zum Scheich der Londoner Khaniqah ernannt, als sein Vater in die Alte Windmühle (Old Windmill) in der Nähe von Banbury, Großbritannien, zog. Währenddessen begann Alireza Nurbakhsh wieder zu studieren und machte seinen Abschluss in Rechtswissenschaften.

Dr. Javad Nurbakhsh

Vorheriger Meister des Nimatullahi-Sufi-Ordens

12/10/1926 – 10/10/2008

Dr. Nurbakhsh wurde am 10. Dezember 1926 in Kerman geboren, das von den Sufis liebevoll als „Hauptstadt der spirituellen Armut (faqr)“ bezeichnet wird.

Schah Nimatullah, Gründer des Ordens, der nach ihm benannt ist, nannte Kerman das „Herz des Universums“. Nurbakhsh stammt vom Scheich Kamal ad-Din Nurbakhsh ab, einem der bedeutendsten Scheichs des Nurbakhshi-Sufiordens, über dessen Grabstätte das heutige Sufihaus in Kerman errichtet wurde.

Nach einem außerordentlichen Leben in jungen Jahren begann er seine berufliche Karriere als Arzt im Alter von 26 Jahren, wo er Leiter eines Krankenhauses in Bam, einer Stadt im Südosten Irans, wurde. Ein Jahr später, 1953, trat er die offizielle Nachfolge seines Meisters Munis ‘Ali Shah Zo’r-Riyasateyn als Oberhaupt des Nimatullahi-Sufi-Ordens an. Sein Sufi-Name war Nur `Ali Shah.

Nachdem er eine Weile der Bevölkerung von Bam gedient hatte, wurde er nach Teheran versetzt, wo er sich im kleinen Sufihaus im Wohnviertel um den Shahpur-Platz niederließ. Dieses wurde sowohl zum Zentrum einer Wiederbelebung des Sufismus im Iran als auch zum Anziehungspunkt für westliche Suchende und Gelehrte aus der ganzen Welt.

Schah Nimatullah Wali

Gründer des Nimatullahi-Sufi-Ordens

(1330-1431 n. Chr.)

Schah Nimatullah wurde 1330 n. Chr. (731 d.H.) in Aleppo, Syrien, geboren. Sein Vater Mir `Abdo’llah war selbst ein Sufi-Meister und ein Nachkomme des Propheten.

Seine Mutter stammte aus einer noblen Familie aus der Provinz Fars im Süden des Irans. Schah Nimatullah bereiste die islamische Welt ausgiebig, traf zahlreiche Meister und machte sich mit den gängigen Ideen dieser Zeit bekannt. 

Er studierte Ibn `Arabis Fusus al-Hikam ausführlich und schrieb in seinem späteren Leben zahlreiche Kommentare zu diesem Buch. Gegen Ende seiner ersten Reise traf er Scheich `Abdo’llah Yafe’i in Mekka und wurde sein Schüler.

Nachdem er Scheich Yafe’i sieben Jahre diente, begann Shah Nimatullah seine zweite Reise innerhalb der islamischen Welt. Jedoch reiste er dieses Mal nicht als durstiger Suchender auf der Suche nach dem perfekten Meister, sondern als perfekter Meister, der den spirituellen Durst Anderer stillt. In dieser zweiten Reiseepisode machte sich Schah Nimatullah zuerst auf den Weg nach Ägypten, dann weiter nach Transoxanien und ließ sich schließlich in der Nähe von Samarkand nieder. Dort traf er den großen Eroberer Tamerlan, welcher jedoch Schah Nimatullah nicht wertschätzen konnte und ihn dazu brachte, Samarkand zu verlassen und nach Herat zu reisen.

Es folgte eine Zeitspanne von Reisen in westlicher Richtung, welche den Meister nach Kerman und letztendlich nach Mahan führten, wo er die letzten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens verbrachte.

Während Schah Nimatullahs Aufenthalt in Mahan verbreitete sich sein Ruhm in den Regionen des Irans und Indiens und viele Pilger kamen aus aller Welt, um ihn zu besuchen. Schah Nimatullah wurde fast hundert Jahre alt. Er starb 1431 n. Chr. (834 d.H.) und wurde in Mahan begraben.