Selbsttäuschung und Spiritualität

Dr. Alireza Nurbakhsh

February 1, 2025

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Selbsttäuschung ist ein häufiges Hindernis für spirituelles Wachstum. Sie entsteht oft durch das Festhalten an Überzeugungen, die einst lebenswichtig schienen, aber nun ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Während anfängliche Überzeugungen hilfreich sind, müssen sie sich mit neuen Erfahrungen weiterentwickeln. Weigert man sich, die eigenen Überzeugungen in Frage zu stellen – selbst angesichts von Beweisen – führt das zu Selbsttäuschung, nicht zu Erleuchtung.

Der Sufismus bietet eine tiefgreifende Lösung, indem er – anstelle von starren Dogmen –  der Praxis Bedeutung zuweist. Praktiken wie Meditation, selbstloser Dienst und Liebe haben einen weitaus größeren Wert als starre Ideologien. Wie Rumi feststellte: „Der Liebende ist in jedem Moment betrunken, jenseits von Glauben und Unglauben.” Dies erinnert uns daran, dass Liebe und Handeln über die Notwendigkeit starrer Glaubenssätze hinausgehen. 

Eine weitere Herausforderung stellt das Ego dar, das spirituelle Erfahrungen oft verdreht, um sich selbst zu dienen. Um dem entgegenzuwirken, unterstreicht der Sufismus die Bedeutung eines spirituellen Wegweisers — jemand, der Liebe und Selbstlosigkeit verkörpert und uns hilft, auf dem Pfad zu navigieren und dabei das Ego in Schach zu halten.

Für diejenigen, die keine Wegweiserin haben, ist Selbstreflexion unerlässlich. Frage dich: Sind meine Überzeugungen und Handlungen für andere nützlich? Wenn die Antwort lautet, dass sie neutral oder sogar schädlich sind, ist es an der Zeit, sich neu auszurichten auf einen Weg der Liebe und des Dienens.

Bei spirituellem Wachstum geht es nicht darum, sich an Überzeugungen zu klammern. Es geht darum, loszulassen, Liebe und Dienen zu praktizieren und offen für Transformation zu bleiben.

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