
Nimatullahi Sufi-Orden
Sufismus ist eine spirituelle Reise zur Wahrheit durch Liebe, Hingabe und Dienst, basierend auf der Einheit aller Wesen.
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Dr. Nurbakhsh wurde am 10. Dezember 1926 in Kerman geboren, das von den Sufis liebevoll als „Hauptstadt der spirituellen Armut (faqr)“ bezeichnet wird.
Schah Nimatullah, Gründer des Ordens, der nach ihm benannt ist, nannte Kerman das „Herz des Universums“. Nurbakhsh stammt vom Scheich Kamal ad-Din Nurbakhsh ab, einem der bedeutendsten Scheichs des Nurbakhshi-Sufiordens, über dessen Grabstätte das heutige Sufihaus in Kerman errichtet wurde.
Nach einem außerordentlichen Leben in jungen Jahren begann er seine berufliche Karriere als Arzt im Alter von 26 Jahren, wo er Leiter eines Krankenhauses in Bam, einer Stadt im Südosten Irans, wurde. Ein Jahr später, 1953, trat er die offizielle Nachfolge seines Meisters Munis ‘Ali Shah Zo’r-Riyasateyn als Oberhaupt des Nimatullahi-Sufi-Ordens an. Sein Sufi-Name war Nur `Ali Shah.
Nachdem er eine Weile der Bevölkerung von Bam gedient hatte, wurde er nach Teheran versetzt, wo er sich im kleinen Sufihaus im Wohnviertel um den Shahpur-Platz niederließ. Dieses wurde sowohl zum Zentrum einer Wiederbelebung des Sufismus im Iran als auch zum Anziehungspunkt für westliche Suchende und Gelehrte aus der ganzen Welt.

Nachdem er 1979 Teheran verlassen und die Vereinigten Staaten ausgiebig bereist hatte, ließ er sich 1986 in England nieder und kehrte nie mehr in den Iran zurück, wo der Orden trotz der offiziellen Versuche, den Geist der iranischen Sufis zu verleugnen, weiterhin floriert. Er selbst verkörperte das Sufi-Leben, indem er der Menschheit in Demut und Liebe diente. Neben seiner Rolle als Sufi-Meister war er ein Pionier bei der Entwicklung und Einrichtung moderner psychiatrischer Praktiken und Einrichtungen in seinem Heimatland Iran.
Durch seine unerschöpfliche Energie initiierte Dr. Nurbakhsh die größte Renaissance des Nimatullahi-Sufi-Ordens seit seiner Begründung durch Schah Nimatullah Wali im 15. Jahrhundert. Seine Lehren haben eine riesige Anzahl von Anhängern und Anhängerinnen jeglicher ethnischer Herkunft, Gesinnung, Glaubensrichtung und Nationalität zu liebevoller Güte und dem Dienst an der Menschheit gemäß den Grundsätzen des Sufismus inspiriert.
Dr. Nurbakhsh behandelte Menschen niemals ihrer gesellschaftlichen Funktion oder ihrem Rang entsprechend und nahm sie alle als gleich in der Liebe war. Er zog eine große Gesellschaft angesehener Persönlichkeiten aus der ganzen Welt an, die seine Freunde und Freundinnen wurden und mit ihm in regelmäßigem Austausch standen. Darunter befanden sich die renommierte deutsche Gelehrte, Dr. Annemarie Schimmel, der Schweizer Akademiker Dr. Hermann Landolt, der bedeutende französische Gelehrte und Experte in iranischer und islamischer Philosophie Henry Corbin, der japanische Zen-Buddhist und Philosoph Dr. Toshihiko Izutsu, die amerikanischen und islamischen Sufi-Gelehrten Prof. Carl Ernst, William Chittick und James Morris, sowie der amerikanische Dichter Robert Bly und der russische Gelehrte des Fachgebiets Prof. I. M. Steblin-Kamensky.
Er wurde Freund und Mentor verschiedener westlicher Diplomaten in Teheran – im Besonderen mit Sir Peter Ramsbotham aus Großbritannien und James George aus Kanada. Er pflegte außerdem herzliche Beziehungen mit einer Reihe weiterer spiritueller Lehrerinnen und Lehrer, wie z.B. Mme. de Salzman, damalige Leiterin der Gurdjieff-Bewegung, Dr. Ganjavian, Meister des Zahabi-Sufi-Ordens im Iran, und mit spirituellen Führern des Ahl-e Haqq- und Qadiri-Sufi-Ordens im iranischen Kurdistan.
Nachdem er seinen Abschluss in Psychiatrie an der Sorbonne erhalten hatte, wurde er zum Professor der Psychiatrie an der medizinischen Fakultät der Universität von Teheran berufen. Folgende weitere Positionen behielt er bis zu seiner Pensionierung bei: Leiter der iranischen Ärztekammer, Präsident der iranischen Vereinigung von Psychiatern, Leiter der psychiatrischen Klinik Ruzbeh und Ehrenmitglied der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft.



Als Autor, Herausgeber und Übersetzer veröffentlichte er 37 wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Psychiatrie. Außerdem schrieb er viele Artikel für wissenschaftliche Zeitschriften und ein Kompendium von Lehrschriften für Forschende, Professorinnen, Professoren und Studierende.
Er war für seinen “außerordentliche Umtriebigkeit“ (so der berühmte Gelehrte Henry Corbin) bei der Veröffentlichung klassischer Sufi-Texte bekannt. 1979, als er freiwillig ins Exil in den Westen ging, hatte er bereits mehr als 80 Bücher publiziert. Neben seinen eigenen Werken, die in Prosa und Poesie verfasst sind, überarbeitete und veröffentlichte Dr. Nurbakhsh den Divan und die gesammelten Werke (Ende der Siebziger Jahre in 4 dicken Bänden) von Schah Nimatullah und viele weitere wichtige Werke der Nimatullahi-Meister des 19. Jahrhunderts, darunter gesammelte Werke von Nur ‘Ali Schah und Werke von Mast ‘Ali Schah, Muzaffar ‘Ali Schah, Majdhub ‘Ali Schah, Rawnaq ‘Ali Schah, Mushtaq ‘Ali Schah und Sadr al-Mamalik Ardabili. Er hat auch kritische Editionen der Abhandlungen und poetische Schriften von klassischen persischen Sufi-Autoren, wie Ansari, Ahmad Ghazali, Ruzbihan Baqli, ‘Iraqi und Shabistari, bearbeitet und veröffentlicht.
Nachdem sich der Nimatullahi-Orden Anfang der siebziger Jahre Niederlassungen im Westen eröffnet hatte, übersetzte und veröffentlichte der Verlag Khanaqahi Nimatullahi Publications in den USA Teile der Arbeiten von Dr. Nurbakhsh, allen voran folgende Titel:
— Sufi Women (4. Auflage, New York, übersetzt ins Spanische, Französische, Italienische und ins Deutsche)
— Jesus in the Eyes of the Sufis (London 1983, 2. Auflage, übersetzt ins Spanische, Italienische und ins Deutsche)
— Spiritual Poverty in Sufism (London 1984, übersetzt ins Französische, Italienische und ins Deutsche)
— The Great Satan, ‚Eblis’ (London 1986, übersetzt ins Italienische und ins Deutsche)
— The Psychology of Sufism (London, 1992, übersetzt ins Spanische, Italienische, Russische und ins Deutsche)
— Dr. Nurbakhshs zweibändige Sammlung von Hadithen (prophetische Überlieferungen), die von Sufis benutzt werden (dreisprachig mit arabischem, persischem und englischem Text)
— Sein fünfbändiges Werk The Gnosis of the Sufis (Ma'arif-i Sufiyya) und sein sechzehnbändiges Werk über die Begrifflichkeiten im Sufismus mit dem Titel Sufi Symbolism (Farhang-i Nurbakhsh) bleiben bis heute sein bedeutendster Beitrag für die islamwissenschaftlichen Forschungen zum Sufismus im Westen.
Seine Werke wurden vom persischen Original ins Englische, Spanische, Russische, Französische, Niederländische, Schwedische und Polnische übersetzt. Außerdem war er Herausgeber einer Quartalszeitschrift mit Artikeln, Features, Erzählungen und poetischen Texten über Sufismus und verwandter spiritueller Wege. Seit über 20 Jahren erscheint die Zeitschrift in persischer, englischer, französischer, spanischer und russischer Sprache.
Bis zum Jahr 1979 eröffnete er 70 Sufi-Zentren in den meisten der wichtigsten Groß- und Kleinstädte des Iran, alle als gemeinnützige Einrichtungen im Rahmen des bürgerlichen und islamischen Rechts. Eine große Anzahl davon ist seitdem durch das vorherrschende Regime enteignet worden.
Seit seinem Umzug in den Westen 1979 eröffnete Dr. Nurbakhsh 35 florierende Sufi-Zentren auf der ganzen Welt: in Europa (in England, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, Spanien, Schweden und Österreich), Russland, Nordamerika (den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko), Australien und in Westafrika (Elfenbeinküste, Mali, Benin, Burkina Faso und Senegal). Alle wurden als unabhängige gemeinnützige Vereine, die den jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen der Länder entsprechen, gegründet.
Dr. Nurbakhsh hat große Fortschritte in der Psychiatrie in seinem Heimatland Iran bewirkt. Verbesserungen im Ruzbeh-Krankenhaus machten es zu einer der führenden Einrichtungen im Gebiet der praktischen Psychiatrie. Das Ruzbeh-Krankenhaus wurde dadurch zur ersten modernen psychiatrischen Klinik in Teheran. Unter seiner Leitung unterstützte der Orden verschiedene gemeinnützige Einrichtungen im Iran ebenso wie zwei Waisenhäuser in Mexiko sowohl finanziell als auch fachlich. Außerdem gründete und leitete der Orden zwei Kliniken in Westafrika (in Abidjan/Elfenbeinküste und in Porto Novo/Benin).
Die Nimatullahi-Sufihäuser überall auf der Erde spiegeln die unermessliche Weite seines Geistes wider und dienen nicht nur der Förderung der Ideale des Sufiweges, sondern auch der persischen Sprache, Literatur, Poesie und der mystischen Werke, durch die die Kultur, Musik und Kunst des Irans gefeiert werden.
Er war eine beeindruckende Persönlichkeit mit erstaunlichem Witz und Verstand, einem ständigen stürmischem Lachen, der meisterhaften Beherrschung der Kunst der Gesprächsführung und dem Gebrauch von Humor als pädagogischem Mittel. In einem Ghasel (persische Gedichtform) in seinem wundervollen Divan ekstatischer persischer Sufi-Poesie heißt es:
Die Welt war wie ein Traum für dich, Nurbakhsh,
alle Menschen in ihr verzaubert und mit gebrochenen Herzen.




Dr. Nurbakhsh verstarb in seinem Landsitz in England nahe der Stadt Banbury (Oxfordshire), wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Dort befindet sich auch sein Grab.Nachfolger wurde sein Sohn Dr. Alireza Nurbakhsh, Doktor der Philosophie der Universität Wisconsin und Rechtsanwalt in London. Dr. Alireza Nurbakhsh trägt den Sufinamen Reza `Ali Shah.
Durch die Liebe gelangte ich an einen Ort,
Wo keine Spur von Liebe bleibt,
Wo Ich und Wir und die Bilder der Existenz
Allesamt vergessen und zurückgelassen wurden.
—Dr. Javad Nurbakhsh


Diese Videoserie ist ein abschließendes Interview mit Dr. Javad Nurbakhsh, dem ehemaligen Meister des Nimatullahi Sufi-Ordens für über 50 Jahre. In diesen Videos sitzt Dr. Nurbakhsh mit seinem Erben und Nachfolger, Dr. Alireza Nurbakhsh, dem derzeitigen Meister des Nimatullahi Ordens, zusammen.
Dr. Nurbakhsh bringt die Begrenztheit des Diskurses in Bezug auf innere Erfahrungen und den peripheren Platz der religiösen Frömmigkeit zum Ausdruck, indem er Fragen zu vielen relevanten und interessanten Themen beantwortet, während er auf der nicht-intellektuellen, unmittelbaren Erfahrung in der Liebe zur Wahrheit besteht. Das Interview wurde im März 2008 von Filmemacher Llew Smith im Rahmen eines geplanten Dokumentarfilms zum Thema mystische Erfahrungen geführt.
