
Nimatullahi Sufi-Orden
Sufismus ist eine spirituelle Reise zur Wahrheit durch Liebe, Hingabe und Dienst, basierend auf der Einheit aller Wesen.
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Betritt die „Schenke des Untergangs“ nicht
ohne ihre Umgangsformen zu beachten,
denn die Bewohner an ihrer Tür sind
die Vertrauten des Königs.
— Hafez
Um den Pfad der Menschen des Herzens zu betreten, ist es erforderlich, bestimmte Regeln und Verhaltensweisen (adab) sowie Zeremonien, die seit Jahrhunderten von den Nimatullahi-Sufis respektiert und gepflegt werden, zu beachten. Diese Traditionen wurden über Generationen von Meistern des Weges weitergegeben und werden bis heute praktiziert.
Der Suchende bereitet fünf symbolische Gegenstände vor, um sie dem Meister zu überreichen und damit seine Bereitschaft zu signalisieren, sich auf die Reise zur Einheit zu begeben. Diese sind: ein paar Meter weißer Stoff, eine ganze Muskatnuss, ein Ring, eine Münze und etwas Kandiszucker. Jeder Gegenstand steht für eine bestimmte spirituelle Selbstverpflichtung –einen Anker der Erinnerung auf dem inneren Weg des Reisenden.
Das weiße Tuch steht für das Leichentuch des Reisenden und symbolisiert vollständige Unterwerfung – so wie ein Körper dem Ghassal (dem Wäscher der Toten) anvertraut wird. Es lehrt den Suchenden, sich vollständig dem göttlichen Willen zu unterwerfen: das anzunehmen, was außerhalb seiner Kontrolle liegt, und ernsthaft danach zu streben, das zu verbessern, was verändert werden kann.
Ganze Muskatnuss
Die Muskatnuss steht für das Gelübde des Reisenden, die ihm anvertrauten göttlichen Geheimnisse zu bewahren. Sie symbolisiert Diskretion, Demut und die innere Stille des Herzens.
Der Ring erinnert an das Band, das Sklaven in früheren Zeiten trugen, und symbolisiert die Hingabe des Suchenden an Gott. Indem er ihn dem Meister darbringt, gelobt der Reisende, sich ganz Gott zu widmen und auf alle anderen Bindungen zu verzichten.
Die Münze steht für weltlichen Reichtum und materielle Bindungen. Indem er sie überreicht, verspricht der Suchende, sein Herz von Gier und Abhängigkeit zu befreien. Das Ziel ist nicht, Reichtum an sich abzulehnen, sondern innerlich unberührt von Reichtum oder Armut zu bleiben. In Zeiten des Überflusses ist der Sufi großzügig, in Zeiten der Armut geduldig und zufrieden.
Der Kandiszucker symbolisiert Süße und Erneuerung. Er wird bei der „zweiten Geburt” des Suchenden dargebracht – dem Übergang von der Welt der Natur und Vielfalt in die Welt der Liebe, des Mitgefühls und der Einheit. Er erinnert den Reisenden daran, dass der Weg mit Gelassenheit und Freude beschritten werden muss, nicht mit Klagen oder Trauer.
Bevor er in den Kreis der spirituellen Armut eintritt, gibt der Suchende dem Meister fünf feierliche Versprechen. Erst wenn diese verstanden und akzeptiert worden sind, beginnt der Meister, den Reisenden auf dem direkten Weg der Einheit zu führen.
Der Suchende gelobt, sich vollständig dem göttlichen Willen zu unterwerfen – äußerlich und innerlich – und mit allem, was Gott beschließt, zufrieden zu sein.
Der Sufi verspricht, niemals einem Geschöpf Gottes Schaden zuzufügen und alle Wesen mit Güte und Mitgefühl zu behandeln.
Der Sufi gelobt, die Geheimnisse des Weges zu bewahren und sie niemals preiszugeben – weder einem Fremden noch einem Freund oder Mitbruder. Zu diesen Geheimnissen gehören die Formen der Erinnerung, der Kontemplation und der Offenbarung, die in der Einheit erfahren werden.
Von Anfang bis Ende ist die Reise des Sufis durch Dienst geprägt – durch selbstlose Hilfe, die ohne Erwartung einer Belohnung geleistet wird. Wie die Meister sagen: „Was auch immer der Sufi findet, hat er durch Dienst gefunden.“
Beim Eintritt in den Zustand spiritueller Armut erklärt der Sufi innerlich: „Ich bin gekommen, um mich für den Freund zu opfern.“ Dieses Opfer steht für die Hingabe des Egos. Eine Mahlzeit, die oft aus Schafsfleisch zubereitet wird, wird traditionell gemäß den Bräuchen des Ordens unter den Derwischen geteilt – ein Opfer der Liebe und Demut.
